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DER SCHATTENKANON

Eine Ergänzung

Vorbemerkung

Im Schatten sah ich / Ein Blümchen stehn, / Wie Sterne leuchtend, Wie Äuglein schön. (Johann Wolfgang von Goethe: Gefunden, 1813/15)

Jede Woche werden neue Bestseller-Listen erstellt. Die Feuilletonisten drehen Buchdeckel für Buchdeckel um, um d e n Roman des Jahres, wenn nicht des Jahrhunderts, zu entdecken. Die Germanisten diskutieren in ihren Seminaren den Literaturkanon der Epochen und die Bibliothekare bauen akribisch und unverdrossen an der globalen Bibliothek, dem kulturellen Gedächtnis der Welt.
Es scheint, als werde nichts dem Zufall überlassen. Jedes Buch wird offenbar wahrgenommen, auf seine Bedeutung geprüft und entsprechend bewertet. Dem Filter der Experten kann im Grunde nichts entgehen; zu engmaschig ist das Netz geknüpft, mit dem sie ihre Fänge an Land ziehen und einem staunenden Publikum präsentieren.
Aber die Schatzsucher des Literaturbetriebs sind auch seine Totengräber. „Was nicht gleich einschlägt“, konstatiert ein Literaturkritiker, „ist sofort von gestern.“
So schaut man zurück und reibt sich die Augen, was schon alles im Orkus des Vergessens liegt. Über die Gründe des Verschwindens muss von Fall zu Fall berichtet werden, wenn diese überhaupt sichtbar zu machen sind.
Ein Kanon trägt traditionell den Charakter einer gewissen Verbindlichkeit in sich. Das mag man schätzen oder auch nicht. Beim Lesen ist jedenfalls immer wieder ein Abenteuer möglich. Lesen ist gefährlich: Man wird verzaubert, entführt, gefangen genommen. Man könnte wie Don Quijote durch übermäßiges Lesen sogar den Verstand verlieren.
Der Mensch konserviert die Erfahrung der Welt seit Jahrhunderten in Büchern. Sammelt sie, verschenkt sie, legt Bibliotheken an. Sie wecken unsere „Neu-Gier“, wir wollen sie unbedingt lesen, vielleicht sogar besitzen. Aber es gibt so entsetzlich viele. Deshalb muss man notgedrungen auswählen, sonst bekommt man Probleme mit der Statik der
Wohnung. Vielleicht auch mit seinem Lebenspartner. Also braucht man eine Auswahl, ein System, eine Ordnung. Dabei spielt natürlich eine Rolle, mit vielen Büchern man durchs Leben kommt. Das ist höchst individuell. Manche Menschen besitzen kein einziges Buch, andere eine umfangreiche Bibliothek. Auch zum Immer-Wieder-Lesen.
Was soll man überhaupt lesen? Diese Frage wird häufig gestellt. Die Antwort kann nur lauten: Alles. Wer liest, freut sich über Entdeckungen. Wer nicht liest, reagiert auch nicht auf Empfehlungen.
Viele Menschen besitzen aber die gleichen Bücher. Offenbar sind wir also nicht so verschieden, wie wir glauben. Oder es gibt andere Gründe wie eine Pflichtlektüre und einen Kanon. Wie oft schon wurde verkündet, der Kanon sei tot. Und dann taucht doch der Wunsch nach verbindlicher Lektüre, nach Übereinstimmung und Bedeutung, ebenso regelmäßig wieder auf.
Mögen Literaturinteressierte das Normative, eine Antwort auf die Frage, was unentbehrlich scheint und was nicht? Man muss sich nichts vormachen. Ohne Listen, ohne einen Kanon, gerät vieles in Vergessenheit. Selbst die sogenannten Klassiker. Ob ein Werk Bestand hat, hängt häufig weniger von seiner literarischen Qualität ab als vielmehr davon, wie es rezipiert wurde.
Ein Kanon ist jedenfalls immer eine Provokation, die auf Widerspruch wartet. Eine sportliche Herausforderung. Er ist launisch, verwirrend, unvollständig. Und er beruht auf vielen Fragen, die letztlich alle auf eine einzige hinauslaufen: Wer darf, wer muss unbedingt hinein und wer nicht? Es ist das Türsteher-Prinzip der Literaturgeschichte. 

Der Nachteil an Büchern, die keiner kennt, ist, dass sie keiner kennt. Und man kann mit Recht behaupten, dass wer schon den Kanon nicht wahrnimmt, auch keinen Schattenkanon benötigt. Oder vielleicht doch?


Der Schattenkanon ist meines Erachtens eine Notwendigkeit: Eine Empfehlungsliste mit Büchern, die aus dem Blick geraten sind. In den Schatten gerutscht. Zu Unrecht, sonst wäre das Projekt überflüssig. Denn natürlich ist es gut, wenn bestimmte Dinge – auch Bücher – vergessen werden. Wäre es anders, würde es uns noch mehr überfordern, als wir es ohnehin schon sind. Wir haben, so scheint es, wenig Zeit. Da hilft vielleicht eine Auswahl. Ob man damit am kollektiven Gedächtnis einen Anteil hat, es vielleicht sogar erweitert, oder man nur zum eigenen Vergnügen auf Entdeckungsreise geht, sei dahingestellt. Es gibt keine roten Linien, die lesend nicht zu überschreiten wären.

Damit der Zugriff einfach und möglichst einleuchtend ist, bedeutet das: 
Die Texte müssen für die Lektüre weitgehend zugänglich sein. Man kann nichts empfehlen, das niemand lesen und überprüfen kann.
Die Zahl der Bücher ist übersichtlich. Es ist eine Shortlist. Niemand will sich mit einer Vielzahl von Empfehlungen beschäftigen.
Es geht ausschließlich um deutschsprachige Texte und nicht um Übersetzungen.
Dieser Kanon beschränkt sich auf erzählende Texte. Es sollen nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden.
Es handelt sich nicht um unentdeckte Bücher bekannter Autoren. Die genannten Autoren (und ihre Bücher) werden in den gängigen Literaturgeschichten nicht oder selten erwähnt.
Die zeitlichen Grenzen werden bei 1700 und 2000 gezogen. Dreihundert Jahre sind ausreichend für eine Betrachtung. Im deutschsprachigen Raum sind die lesenswerten Romane vor 1800 rar. Es gibt kaum einen, der unverdient vergessen wurde. Und an der zeitgenössischen Literatur kann ein Verfallsdatum oder ein Prädikat noch nicht haften bleiben. „Ich bin heute niemand», schrieb die russische Dichterin Marina Zwetajewa, „morgen werde ich alles sein.“ Der Markt verlangt nach schneller Wirkung, der Nachruhm verblasst gegenüber dem saisonalen Erfolg. Andy Warhols Diktum von den fünfzehn Minuten Berühmtheit ist auf verblüffende Weise verbindlich geblieben.


„Klassiker sind die Autoren, die die meisten Leute am längsten brauchen“, so Martin Walser. Doch wo und wie findet man sie, diese in dem dynamischen und offenen Prozess der Rezeption wirkungsmächtigen Texte, die heute einer (Wieder-)Entdeckung wert sind?
Sicher in den bestehenden Kanons, Listen, Regelpoetiken und Geschmacksurteilen, die regelmäßig den Literaturbetrieb fluten, aber auch am Wegesrand und jenseits der Grenzen gängiger Wahrnehmung. Das Angebot ist groß, das Bedürfnis nach Orientierung und Konsensbildung ebenso. Denn mit dieser kulturellen Übereinkunft sichern Gesellschaften ihre sozialen Wertesysteme ab.

Der Kanon hat also Konjunktur. Er impliziert immer auch den Anti-Kanon, den alternativen Klassiker. Das heißt, er muss anschlussfähig sein und das Vergangene mit der Gegenwart verbinden. Wenn er neue Wertungen setzt, sollten die Mechanismen der Selektion sichtbar werden. Dazu gehört die Selbstreflexion, die kritische Befragung der Kriterien und Normen. Auch wenn heute die Kraft des kulturellen Imperativs umstritten ist – was muss man unbedingt gelesen haben, um irgendwo dazuzugehören (und wo?) –, weil literarische Bildung keine nennenswerten gesellschaftlichen Vorteile mehr bringt, lautet die zentrale Frage nicht, ob ein Kanon grundsätzlich notwendig, sondern welcher der maßgebliche ist.
Ein Kanon vermittelt Autorität. Mit seiner Auswahl an literarischer Qualität kann er Identität stiften und stützen. Sicherlich kann alles, folgt man Niklas Luhmann, was in der Welt ist oder gemacht wird, auch anders möglich sein. Die Kontexte, in denen Experten ihre Wertungen stellen, verändern sich laufend. Man denke nur an Begriffe wie Gender und postkoloniale Literatur. Die Frage stellt sich also zwangsläufig, ob in einer globalisierten, pluralistischen Welt ein deutschsprachiger Kanon sinnvoll sein kann. Man muss nicht gleich in nationalliterarischen Kategorien denken, um diese Entscheidung zu vertreten. Denn, das hat schon Marcel Reich-Ranicki festgestellt, die deutsche Literatur hat wie wenige andere immer wieder Traditionsbrüche erlebt, durch die „große deutsche Schriftsteller und bisweilen sogar ganze Epochen der deutschen Literatur in Vergessenheit geraten sind und erst neu entdeckt werden mussten“. Das gilt im Besonderen für Autorinnen, denn über die Jahrhunderte hinweg prägten Männer einseitig den literarischen Kanon.

Es gibt viele Listen, schon seit der Antike, von honorigen Viel-Lesern erstellt. Wir erinnern uns, dass der Kanon-Begriff aus dem Bereich der Religion stammt und eine regulierte Liste der von der Kirche anerkannten Schriften meinte. Die Inquisition arbeitete. Heute sind Listen aller Ehren wert, aber oft präsentieren sie immer dieselben Autoren und Werke. Deshalb möchte ich ihnen eine weitere als Ergänzung an die Seite stellen.

Der Begriff des Kanons wird hier offen und frei interpretiert, als Erinnerung und, ja, als freundliches Angebot gesehen. Es wäre schön, wenn Germanisten diese Empfehlungen ebenso mit Gewinn studieren würden wie auch Nicht-Germanisten, denen eine Kanon-Diskussion herzlich gleichgültig ist.

Zweifellos spräche vieles für eine Liste, die alle Kulturen abbildet und gleich behandelt. In einer globalisierten Welt wandern die Erfahrungen, Bilder und Motive schneller durch die Netze, als ein Autor seinen Stift nimmt oder auf die Tastatur tippt. Doch diese Referenz würde das vorliegende Projekt überfordern. Zu vieles ist hinter dem Schleier des Vergessens versunken. Wie schrieb Michael Krüger vor einiger Zeit in einer Rezension des „Schreibhefts“, in dem Frank Witzel über einhundert „aufgegebene Autoren“ sprach:
„Kann es sein, dass die entscheidenden Werke der Weltliteratur entweder übersehen wurden oder noch gar nicht veröffentlicht sind?“ Der Trash von heute ist vielleicht der Klassiker von morgen, keine Frage. Die Kanonbildung ist ein dynamischer Prozess, an dessen Ende, das immer nur ein vorläufiges Ende sein kann, eine gewisse Pluralität steht. 

Das Problem der literarischen Wertung, wie es Walter Müller-Seidel genannt hat, bleibt in jedem Fall bestehen. Letztlich bestimmen die Texte selbst die Zusammensetzung des Kanons; sie behaupten sich, indem sie andere verdrängen. Alles wird zu einer Frage der Konvention. Und diese deutet, bewertet, macht Stimmung für und gegen, agiert systematisch, integriert und grenzt aus. Am Ende stehen die Dekanonisierung und ein neuer Kanon, denn „kein Mensch muss müssen“ (Lessing).

 

DER SCHATTENKANON


1744 - Eberhard Christian Kindermann (1715-?): Die Geschwinde Reise auf dem Luft-Schiff nach der obern Welt (Wehrhahn Verlag)
Der kursächsische Hofastronom und Mathematiker aus dem Kreis um Johann Christoph Gottsched erzählt von einer imaginären Reise per Luftschiff zum Mars-Mond. Allegorisch, barock, sinnlich und informativ – die erste Science Fiction Erzählung der deutschsprachigen Literatur!

1778 - August Gottlieb Meißner (1753-1807): Skizzen (1778-1796)  (Homunculus Verlag)
Dieser Pionier der Kriminalgeschichte war Freimaurer und Mitglied des Illuminatenordens, Rechtsgelehrter und Pädagoge. In seinen Erzählungen interessiert er sich für die Psychologie des Verbrechens und somit für eine Humanisierung der Rechtsprechung. Vor dem Alltag des 18. Jahrhunderts entfaltet Meißner seine Fallgeschichten auf unterhaltsamste Weise und fand so in Friedrich Schiller einen seiner größten Bewunderer.

1792 - Karl Müchler (1764-1857): Kriminalgeschichten. Aus gerichtlichen  Akten gezogen (Wehrhahn Verlag)
Der Jurist und Schriftsteller aus Pommern berichtet auf dokumentarischer Grundlage mit aufklärerischem Impetus von realen Verbrechen und beleuchtet dabei soziale Milieus und politische Territorien. Mit seinem Interesse an Moralität, Recht und Strafvollzug und seinem unterhaltend-belehrenden Gestus wirkt Müchler wie ein Geistesverwandter und früher Vorläufer von Ferdinand von Schirach.

1846 - Louise Otto-Peters (1819-1895): Schloss und Fabrik (Hentrich Verlag)
Aus Meißen stammend und früh verwaist, entwickelte sich Louise Otto früh zu einer Kämpferin für Arbeiter- und Frauenrechte und begründete die Frauenbewegung in Deutschland. Ihr sozialkritischer Roman, der die Folgen der Industrialisierung, den Aufstand der Arbeiter 1845 und seine blutige Niederwerfung thematisiert, wurde unmittelbar nach Erscheinen zensiert und erst später wieder freigegeben. Der Roman spielt in einer sächsischen Kleinstadt und stellt entlang des Schicksals zweier junger Frauen aus unterschiedlichen Milieus Fragen nach Standesgrenzen, persönlicher Freiheit Solidarität und sozialer Verelendung.

1895 - Gabriele Reuter (1859-1941): Aus gute Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens (Verlag LitWiss.de)
Dieser erste Bestseller des S. Fischer Verlages erlebte bis 1931 28 Auflagen, trotzdem ist die Autorin heute vergessen. Gebildet und gut vernetzt etablierte sich Reuter früh in intellektuellen Kreisen in Weimar, München und Ascona, Thomas Mann nannte sie die „souveränste Frau, die heute in Deutschland lebt“. Zeitgleich zu Fontanes „Effi Briest“ erschienen, erzählt Reuter durchaus drastisch die Geschichte einer jungen Frau, die unter den gesellschaftlichen Zwängen der Zeit leidet und trotz aller Anpassungs-  und Auflehnungsversuche am Ende scheitert. Ein Kultroman seiner Zeit mit hohem Identifikationspotential. 


1896 - Helene Böhlau (1856-1940): Der Rangierbahnhof (Igel Verlag)
Themenkreise wie weibliche Selbstbestimmung und Befreiung von gesellschaftlichen Normen prägen das schriftstellerische Werk der in Weimar geborenen und lange in Oberbayern lebenden Autorin. Empörung und Widerstand hat Böhlau als Motive ihres Schreibens benannt. Ihr Roman spielt in der Münchner Boheme um 1900 und erzählt von den Auseinandersetzungen eines Künstlerpaares über Rollenverständnisse und weibliche und männliche Selbstbilder im Wechselspiel von Kunst und Leben.

1906 - Georg Hermann (1871-1943): Jettchen Gebert (Wallstein Verlag)
Als „jüdischer Fontane“ gefeiert, gilt der Berliner Georg Hermann als einer der wichtigsten Chronisten deutsch-jüdischen Lebens seiner Zeit. Hermann floh vor den Nazis nach Holland, wurde verhaftet und in Auschwitz ermordet. Sein Gesellschaftsroman, auch als „jüdische Buddenbrooks“ gefeiert, erzählt die tragische Geschichte der jungen Jüdin Henriette, die gegenüber den alten Traditionen versucht, ihre Unabhängigkeit zu erkämpfen.

1909 - Friedrich Huch (1873-1913): Pitt und Fox. Die Liebeswege der Brüder Sintrup (Milena Verlag)
Huch gehörte zum Kreis um Stefan George, wohnte in Schwabing und schrieb psychologische Romane, die dem Fin de Siècle zugerechnet werden. Erzählt wird auf unterhaltsam-lakonische Weise von den amourösen Abenteuern zweier gegensätzlicher Brüder, Feingeist und Draufgänger, und ihren ständigen Konflikten mit bürgerlicher Doppelmoral und nihilistischem Eskapismus. Garantiert mit Happy End!

1908 - Hanns Heinz Ewers (1871-1943): Lustmord einer Schildkröte (Die Andere Bibliothek)
Ein schillerndes Multitalent und ein Maskenspieler mit der Lust an der Provokation und am Skandal – der Weltenbummler Ewers entzieht sich biografisch und literarisch allen Zuschreibungen der Literaturkritik. In seinen Erzählungen, oft als Reiseberichte getarnt, geht es um Groteskes, Abweichendes, Gewalttätiges – vom menschlichen Hahnenkampf bis hin zum manischen Bleistiftspitzer. Dem Leser verschlägt es mehr als einmal den Atem!

1914 - Alexander Moritz Frey (1881-1957): Solneman der Unsichtbare (Elsinor Verlag)
Freys Hauptwerk, von dem Kurt Tucholsky schrieb, man könne es „an einem stillen Sonntagnachmittag ganz allein auf dem Sofa durchlesen und durchlachen“. Der satirische Roman erzählt von einem seltsamen Fremden, der den Bürgern einer Stadt den Stadtpark abkauft und die seither von Neugier und Misstrauen getrieben werden.

1916 – Auguste Hauschner (1850-1924): Der Tod des Löwen. Novelle aus der Zeit Rudolf II. (Homunculus Verlag)
Auguste Hauschner, als Tochter eines Kaufmanns mit jüdischen Wurzeln in Prag geboren, zählte zum erweiterten Kreis der deutschsprachigen Prager Literatur der Jahrhundertwende. Ihre historische Novelle aus der Zeit des frühen 17. Jahrhunderts erzählt von einem dekadenten und paranoiden Monarchen, der kein Mittel scheut, um an der Macht zu bleiben. Den Vergleich mit Gustav Meyrinks „Der Golem“ kann der Text mit seiner düster-poetischen Ausstrahlung gut bestehen.

1919 - Hermann Essig (1878-1918): Der Taifun (Weidle Verlag)
Der lange glücklose, erst spät durch Alfred Kerr und Paul Cassirer geförderte schwäbische Schriftsteller Hermann Essig nimmt in seinem satirischen Schlüsselroman die Berliner Künstlergruppe »Der Sturm« um die gleichnamige Zeitschrift aufs Korn und spart nicht mit derben Seitenhieben gegen die modernen Künstler und ihr Berliner Publikum.

1923 - Arnolt Bronnen (1895-1959): Septembernovelle (Verlag Klett-Cotta)
Zwischen allen politischen Lagern changierend, mit Goebbels, den Brüdern Jünger wie mit Brecht und Johannes R. Becher befreundet, Dramatiker mit exzessiver Lust am Tabubruch, zensiert, verboten, geächtet. Seine kunstvoll gebaute Novelle spielt in Salzburg und schildert eindringlich und konfrontativ eine homosexuelle Beziehung zwischen einem gutsituierten Lehrer und einem jungen Adonis – hart und erruptiv, fast ohne Punkt und Komma. Brecht: „Das ist ganz große Prosa!“

1925 – Artur Landsberger (1876-1933): Berlin ohne Juden (Weidle Verlag)
Von Hugo Bettauers Roman „Die Stadt ohne Juden" (1922) inspirierte Novelle, die den Holocaust literarisch vorwegnimmt. Um gegen die vollständige Vertreibung der Juden aus Deutschland zu protestieren, opfern sie fast einhundert Personen in einem Massensuizid, dem von Landsberger sogenannten „Tod der Siebenundneunzig".

1927 - Hermann Ungar (1893-1929): Die Klasse (Manesse Verlag)
Im stimmungsvollen Schulroman des deutsch-jüdischen Erzählers aus Prag formt sich das Psychogramm eines verängstigten Kleinbürgers, der in seiner Welt aus strengen Regeln nicht herausfindet und selbst zum Opfer des Systems wird. Gefüttert von den Verschwörungsgedanken eines bösartigen Intriganten wittert er überall Verrat und verfällt zusehends in paranoide Zustände. Tragikomisch, düster, verzweifelt.

1928 - Hans Herbert Grimm (1896-1950): Schlump. Geschichten und Abenteuer aus dem Leben des unbekannten Musketiers Emil Schulz, genannt „Schlump“. Von ihm selbst erzählt (Verlag Kiepenheuer & Witsch)
Unter Pseudonym veröffentlicht, erzählt der Schullehrer Grimm aus Altenburg in Thüringen in seinem einzigen Buch die Geschichte des Ersten Weltkrieges – unheroisch, fast märchenhaft, der Krieg als großes Abenteuer, der Schlump zum Fremden in dieser Welt werden lässt. Der große Erfolg blieb aus, zeitgleich war Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ erschienen. Die Nazis verbrannten das Buch, die Kommunisten ließen Grimm nicht mehr als Lehrer arbeiten. Daraufhin nahm er sich das Leben. 

1929 – Marta Karlweis: Ein österreichischer Don Juan (DVB Verlag)
Die in Wien geborene, spätere Ehefrau von Jakob Wassermann stimmt einen bitterbösen Abgesang auf die Habsburgermonarchie an und karikiert eine Operettengesellschaft, wie sie auch Ödön von Horvath geschildert hat. 

1929 – Gutti Alsen (1869-1929): Das Requiem. Dies schwarze Leid (Homunculus Verlag)
In dem autobiografischen Roman, der wie ein langer Monolog angelegt ist, spricht die Mutter zu ihrer Tochter und betrauert deren frühen Tod (auch Alsens Tochter starb mit 20 Jahren an einer Infektion). Leid, Tod und Untergang ziehen sich leitmotivisch durch diesen düsteren, ergreifenden Text.

1929 – Hermynia zur Mühlen (1883-1951): Ende und Anfang (Zsolnay Verlag)
Die „rote Gräfin“ war eine der bekanntesten kommunistischen Publizistinnen der Weimarer Republik. Dieses „Lebensbuch“ rechnet kompromisslos mit den aristokratischen Kreisen im Baltikum ab, aus denen die Autorin kommt, und zeichnet ihren unkonventionellen Lebensweg und ihre politische Entwicklung eindringlich nach. 

1930 - Maria Leitner (1892-1942): Hotel Amerika (Ada Verlag)
Aus der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie kommend, politisierte sich Leitner früh und widmete – auch auf ausgedehnten Reisen – ihre literarische und journalistische Tätigkeit den Lebensbedingungen der einfachen Arbeiter. Erzählt wird die Geschichte eines irischen Wäschemädchens in einem New Yorker Luxushotel. „Aber die Fabel ist Nebensache im Vergleich mit dem Beiwerk der Beschreibungen und Einzelbezüge“, schrieb Siegfried Kracauer über Leitners Erforschung der „Wolkenkratzerwelt von unten bis oben“.

1930 - Adrienne Thomas (1897-1980): Die Kathrin wird Soldat (Röhrig Verlag)
Hertha Strauch, so der Geburtsname, kommt als Tochter einer jüdischen Kaufmannsfamilie im lothringischen St. Avold zur Welt. Als 17jährige Schülerin meldet sie sich zum Rotkreuzdienst am Metzer Hauptbahnhof, ihre Tagebuchaufzeichnungen liefern die Grundlage zu ihrem Antikriegsroman aus dezidiert weiblicher Perspektive. Dieses Debüt wird zum internationalen Bestseller mit Millionenauflage, die französische Übersetzung hat ein Vorwort von Jean Giraudoux.1933 steht der Titel auf der ersten Schwarzen Liste der Bücher, die von den Nazis verboten und verbrannt werden.

1930 - Ruth Landshoff-Yorck (1904-1966): Die Vielen und der Eine (Rowohlt Verlag)
Die Berlinerin war ein kreatives Multitalent, tummelte sich in Theater- und Filmkreisen, kannte jeden und verkörperte einen neuen Frauentyp: selbstbewusst, sportlich, androgyn. Ein Glamourgirl der europäischen Kulturszene. Vor den Nazis flieht sie in die USA und engagiert sich im antifaschistischen Widerstand. In ihrem ersten Roman über die junge Berliner Reporterin Louis Lou erzählt sie von jenem temporeichen und intensiven Leben im Umfeld der Avantgarde.

1932 - Maria Lazar (1895-1948): Leben verboten (DVB Verlag)
Der Roman der Wiener Autorin spielt im von der Weltwirtschaftskrise gebeutelten Berlin und Wien des Jahres 1931 und ist eine explosive Mischung aus Thriller, Sozialkolportage und Zeitroman. Durch einen glücklichen Umstand entrinnt ein jüdischer Unternehmer dem Unfalltod und treibt durch ein Europa, das am Abgrund steht und die Vorboten des Nationalsozialismus und des Kriegs wahrnimmt. Hart und bildstark wie ein Film. 

1933 - Otto Flake (1880-1963): Hortense oder Die Rückkehr nach Baden-Baden (S. Fischer Verlag)
Ein Einzelgänger und Freigeist, Starautor und Kosmopolit, am Ende verarmt und vergessen – Otto Flake wurde von Kollegen wie Kurt Tucholsky und Stefan Zweig hochgeschätzt. Er schrieb über 100 Bücher, vermittelte als gebürtiger Elsässer zwischen Deutschland und Frankreich und erzählt hier in klarem, sachlichem Stil von den Erlebnissen der Adligen Hortense von Wierssen in Brüssel, London, Amerika und schließlich Baden-Baden, markiert die historischen Einschnitte von 1848 und 1870/71 und feiert das gesellschaftliche Leben in den Salons.

1933 - Max Mohr (1891-1937) : Frau ohne Reue (Weidle Verlag)
Die Endphase der Weimarer Republik schildert hier der Würzburger Arzt und Schriftsteller Max Mohr, in der Karrieren wie Seifenblasen platzen und die Weltwirtschaftskrise auch Deutschland existentiell erfasst. Seine Geschichte um die unkonventionelle Lisa Gade erzählt von einer unerschrockenen Frau, die sich ganz gegen den Zeitgeist emanzipiert. 

1933 – Lili Grün (1904-1942): Herz über Bord / Alles ist Jazz (Aviva Verlag)
Im Stil der Neuen Sachlichkeit schrieb die Wiener Jüdin Lilli Grün ihre Romane über die Berliner Boheme, gründete das Kabarett „Die Brücke“ (und schrieb darüber den Roman „Herz über Bord“, der später aus Titelschutzgründen umbenannt werden musste), erkrankte an Tuberkulose, reiste über Wien und Prag nach Paris, ohne der Krankheit und der prekären Situation entkommen zu können. Nach Wien zurückgekehrt, wurde sie 1942 deportiert und von den Nazis ermordet. Ihre Ich-Erzählerin Elli sucht einen Partner auf Augenhöhe und nicht „bloß eine breite Männerbrust, an der man sich verkriechen kann“. 

1933 - Friedo Lampe (1899-1945): Am Rande der Nacht (Wallstein Verlag)
Kurz nach seinem Erscheinen wurde das Buch von den Nationalsozialisten verboten. Sein Autor, ein Bremer Verlagslektor, kam 1945 kurz vor der Kapitulation auf tragische Weise ums Leben. Sein Werk ist schmal: In diesem Buch zaubert Lampe einen Kosmos aus Hafenviertel, Prostitution, Boxkampf und Homosexualität hin, wie man ihn von den Schwarz/Weiß-Fotos von Enno Kaufhold und Ludwig Jürgens kennt. Eine literarische Kamerafahrt, hart geschnitten und viele Perspektiven miteinander verquickend.

1935 - Joachim Maass (1901-1972): Die unwiederbringliche Zeit (Suhrkamp Verlag)
Der Hamburger Kaufmannssohn gehörte zum Kreis um den Verleger V. O. Stomps und seine Rabenpresse. 1939 ging es ins amerikanische Exil. Thomas Mann, Hermann Hesse und Stefan Zweig zählten zu seinem Freundeskreis. In seinem dritten Roman  schildert Joachim Maass seine Kindheit und Jugend in Hamburg Anfang des Jahrhunderts. Diese heile Villa-Welt wird durch eine Fehlspekulation des Vaters vorerst zerstört, man zieht – immer noch wohlhabend – in die Innenstadt, wo sich der Knabe die Welt erobert. Amüsant, impressionistisch-elegant, unwiederbringlich./

1939 - Ulrich A. Boschwitz (1915-1942): Der Reisende (Verlag Klett-Cotta)
Es ist die Zeit der Novemberpogrome 1938, als der jüdische Kaufmann Otto Silbermann mit einer Aktentasche voller Geld versucht, den Häschern zu entkommen. Doch die Flucht ins Ausland misslingt, Silbermann fährt mit der Reichsbahn quer durch Deutschland, bis er am Ende den Verstand verliert. Eine atmosphärisch äußerst dichte Schilderung der bedrückenden Umstände dieser Zeit. Boschwitz war selbst ein Flüchtling, ein junger Autor, der quer durch Europa bis nach Australien kam und dessen Schiff schließlich von einem deutschen U-Boot torpediert wurde und auf dem Atlantik unterging.

1940 – Martin Beradt (1881-1949): Die Straße der kleinen Ewigkeit (Das kulturelle Gedächtnis)
Als zur evangelischen Konfession konvertierter Sohn orthodox-jüdischer Eltern geboren, wurde Martin Beradt ein erfolgreicher Rechtsanwalt und Notar, bis er 1939 in letzter Sekunde nach England und weiter in die USA floh. Sein Roman zeichnet das konzise Porträt des Berliner Scheunenviertels vor 1933, eine im Verschwinden begriffene Welt der Schtetl-Kultur und der ostjüdischen Emigranten jenseits von Verklärung und Idylle. Mit seiner modernen Montagetechnik und seinem poetischen Ton zählt der Roman zu den
großen literarischen Dokumenten seiner Zeit. 

1944/45 - Grete Weil (1906-1999): Der Weg zur Grenze (C. H. Beck Verlag,2022)
Von 1943 bis Kriegsende versteckte sich Grete Weil, aus großbürgerlichem, jüdischem Elternhaus in München stammend, bei Freunden in Amsterdam und begann dort mit der Niederschrift dieses autobiografischen Romans. Bis zu ihrem Tod 1999 hielt sie das Manuskript unter Verschluss. Erzählt wird die Flucht einer deutschen Jüdin über die Alpen nach Österreich, in Begleitung eines jungen Mannes, dem sie ihre Lebensgeschichte anvertraut. Zahlreiche Einblicke in die politische Zeitgeschichte, in die Nöte der Menschen und ihre Ohnmacht, aber auch wie die Warnsignale, dass eine andere Zeit anbrach, verdrängt wurden.

1945 – Alma M. Karlin (1889-1950): Dann geh ich in den grünen Wald. Meine Reise zu den Partisanen (Drava Verlag)
Sie war eine der berühmtesten Reiseschriftstellerinnen ihrer Zeit, obwohl sie zart und zerbrechlich war. Als Offizierstochter in die Donaumonarchie hineingeboren, wählte sie früh eine freigeistige Unabhängigkeit und schlug sich mit Schreiben und Unterrichten durchs Leben. Ihre Erinnerungen schildern düstere Ereignisse aus der Zeit der deutschen Besatzung Jugoslawiens in den Jahren 1941-1945. So wird Karlin von der Gestapo bespitzelt und schließt sich im Spätsommer 1944 mit Mitte 50 Partisanen „im Wald“ an, um mit deren Hilfe nach England zu fliehen.

1946 - Ernst Lothar: Der Engel mit der Posaune (btb) 
Eine Wiener Familiensaga und eine Hommage an einen Widerstandskämpfer zugleich – vielschichtig und raffiniert schildert Ernst Lothar sexuelle Eskapaden, bürgerliche Scheinmoral und einen aufkeimenden Nationalsozialismus, der die Familie spaltet und mehrere Opfer fordert. In den USA, wohin Lothar emigriert war, erstveröffentlicht und anschließend mit Wessily und Hörbiger erfolgreich verfilmt, erzählt der Roman die Geschichte der Bewohner eines Wiener Stadtpalais zwischen 1888 und 1938.

1947 – Susanne Kerckhoff (1918-1950): Die verlorenen Stürme (Das kulturelle Gedächtnis)
Politisch aktiv zwischen zwei Diktaturen – kann das gutgehen? Im März 1950, mit 32 Jahren, war die Berliner Autorin Susanne Kerckhoff tot. Selbstmord durch Gas. Auch ihre literarische Existenz wurde bewusst getilgt. Sie hatte sich gegen die NS-Ideologie und  die Doktrinen der DDR gewandt, jüdischen Freunden geholfen, ein Widerstandsnetz aufgebaut. Ihr autobiografisch grundierter Roman erzählt vom Mut und Kampfgeist einer Gruppe junger Berliner 1932, die mit Aktionen gegen die Nazis protestieren. Es folgen
Untergrund, Emigration und Tod.

1947 - Friedrich Reck-Malleczewen (1884-1945): Tagebuch eines Verzweifelten (Die Andere Bibliothek)
Der als Sohn eines ostpreußischen Großgrundbesitzers geborene Verfasser von Trivialromanen litt zeitlebens unter einem Standesdünkel und daraus entstehenden finanziellen Problemen. Weitgehend antidemokratisch eingestellt, begrüßte er anfänglich die Konservative Revolution und den aufkeimenden Nationalsozialismus, zeigte sich aber bald ernüchtert und wandelte sich zu einem erbitterten Gegner Adolf Hitlers und seines Regimes. Im „Tagebuch“, das er bis zu seiner Verhaftung und Deportation ins KZ Dachau
schrieb, begegnen wir einem ungewöhnlichen, bildhaften „Hass-Deutsch“.

1948 – Friederike Manner (1904-1956): Die dunklen Jahre (Edition Atelier)
Die Wiener Autorin und Lektorin ließ sich – entgegen ihren ursprünglichen Absichten – bewusst nicht von ihrem jüdischen Ehemann scheiden, um die Familie vor den Nazis zu schützen. Sie flüchtete mit ihren Kindern nach Jugoslawien ins Exil, ihr Mann wurde im KZ erschossen. Ihr einziger Roman weist starke autobiografische Züge auf und schildert das Exil und auch die Rückkehr nach Wien nüchtern und zugleich hochreflektiert als „Ort der Verfolgung“ (Erich Hackl).

1948 – Elisabeth Freundlich (1906-2001): Invasion Day / Neuer Titel: Wir waren ja wahnsinnig damals (Persona Verlag)
Die Wiener Autorin, aus einer jüdischen, sozialdemokratischen Familie stammend und spätere Ehefrau des Philosophen Günter Anders, erzählt vom antifaschistischen Widerstand in Europa, von Kampagnen, Massenmeetings, von Protestaktionen der französischen Arbeiter für Waffenlieferungen an die Loyalisten in Spanien. Viele Schicksale blitzen auf, (enttäuschte) Hoffnungen, »dass es allerhand Risse und Sprünge im Gemäuer» des aufkeimenden Nationalsozialismus gebe, an die Arbeit im Untergrund, Inhaftierungen und Folter.

1948 – Mela Hartwig (1893-1967): Inferno (Droschl Verlag)
Als Tochter des Soziologen Theodor Herzl in Wien geboren, heiratete Mela Hartwig 1921 den jüdischen Rechtsanwalt Robert Spira, arbeitete als Schauspielerin und Autorin und emigrierte 1938 nach London, wo sie bis zu ihrem Lebensende wohnte. Ihre Romane verursachten zum Zeitpunkt ihres Erscheinens kleine Skandale. „Inferno“ führt den Leser nach Wien kurz nach dem Anschluss an Nazideutschland mit einer jungen Kunststudentin im Zentrum der Ereignisse. Drastisch, filmisch, traumatisch – „das innere Erleben des äußeren Schreckens“ (Katrin Hillgruber)

1994 - Johannes Weidenheim (1918-2002): Heimkehr nach Maresi (Otto Müller Verlag)
Weidenheim ist der Erzähler der Pannonischen Tiefebene, einem ethnischen Melting Pot, in dem über die Jahrhunderte hinweg serbische, ungarische, jüdische und schwäbische Lebenswirklichkeiten mal friedlich koexistierten, mal blutig aufeinanderprallten. Es geht um die Vergegenwärtigung dieses vergessenen Lebensraums. Weidenheim ist einem Erzählen verpflichtet, das sich an Autoren wie Joseph Roth und Franz Werfel festmachen lässt.

2023 – Karl Alfred Loeser (1909-1999): Requiem (Verlag Klett-Cotta)
Karl Alfred Loeser wurde 1909 in Berlin geboren und ging 1934 ins Exil nach Amsterdam und weiter nach Brasilien. Er arbeitete in Sao Paulo bei einer niederländischen Bank und schrieb nebenher. Er erzählt die Geschichte des jüdischen Cellisten Erwin Krakau, inspiriert vom Schicksal seines älteren Bruders Norbert. Ein junger SA-Mann und Konkurrent fädelt eine antisemitische Intrige gegen den arglosen Musiker ein, der daraufhin im Gefängnis landet. Ein erzählerisches Vexierspiel um Assimilation, Opportunismus und Widerstand.

© Dr. Thomas Kraft, Panoramastraße 27a, D-82211 Herrsching

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